Diese Anfrage bekommen wir von vielen Patienten mit verletzten und arthrotischen Gelenken. Die “Schmierung” vor der Skisaison hilft manchmal über den Winter. Was gibt es Neues?
Die beiden natürlichen Gleitmittel aller menschlichen und tierischen Gelenke sind Hyaluronsäure und Lubricin. Diese Stoffe liefern eine Glätte der Gelenkoberfläche, die mit dem Fünffachen der Glätte von Eis auf Eis vergleichbar ist. Dank dieser Gleitmittel, die als dünne Barriere die normalen Gelenkknorpel am Ende der Knochen schützen, können unsere Gelenke ein Leben lang halten. Aber einmal verletzt, ändert sich alles. Die Reibung nimmt zu und es brechen zunehmend mikroskopisch kleine Teile des Knorpels ab. Dies reizt die dünne Synovialmembran, die das Gelenk auskleidet, die dann entzündliche Flüssigkeit produziert. Als Betroffener bemerkt man dies in Form eines geschwollenen Gelenkes.
Bei einer solchen Entzündung ändert sich die Chemie des Gelenkes und verschiebt sich von einem ausgeglichenen Gleichgewicht (Homöostase) in eine abbauende/aggressive Umgebung. Enzyme (Eiweisse) in dieser katabolen Umgebung beschleunigen die Zerstörung des Knorpels und die Arthrose nimmt zu. Diese Abwärtsspirale des Gelenkabbaus aufgrund von Verletzungen und Krankheiten kann man mit rechtzeitigen Massnahmen verhindern zumindest bremsen.
Es sollte also immer versucht werden, schnell die normale Anatomie des Gelenkes wieder herzustellen – fehlenden Meniskus zu reparieren/ersetzen, beschädigten Gelenkknorpel zu regenerieren und gerissene Bänder zu rekonstruieren. Der Grund dafür ist, dass eine schlechte Biomechanik (durch den Verlust der Stoßdämpfer (Meniskus) oder der Bandstabilität) die gute Biologie eines Gelenkes zuverlässig zerstört. Wenn Autoreifen zu wenig Luft haben oder falsch ausgerichtet sind, tritt ein schneller Verschleiß der Reifen auf.
Aber – wenn eine Reparatur nicht möglich oder – erwünscht ist (zum Beispiel wegen anderer Erkrankungen oder der kommenden Skisaison), kommen andere Werkzeuge zum Einsatz. Die zusätzliche Gelenkschmierung hat sich in letzter Zeit an die Spitze dieser Therapien gesetzt, da die Gleitmittel jetzt mit Wachstumsfaktoren, Zytokinen und chemotaktischen Faktoren angereichert werden können. Hier ist, warum sie helfen. Die natürlichen Gleitmittel – Hyaluronsäure und Lubricin – werden von den Synovialzellen produziert, die das Gelenk auskleiden. Diese Zellen können nun noch zusätzlich stimuliert werden, um in einem kranken/verletzten Gelenk die Schmierung noch zusätzlich zu verbessern. In der Vergangenheit, als wir nur Hyaluronsäure injizierten, hielt der Nutzen einige Wochen bis einige Monate an. Einige Patienten reagierten, andere nicht. Durch Zugabe eines Cocktails aus anabolen (aufbauenden) Stimulanzien können die Gelenke noch lange nach der Injektion weiterhin Gleitmittel erhalten. Darüber hinaus verbessern die in Eigenblutpräparaten (zum Beispiel PRP – Platelet Rich Plasma und anderen menschlichen Zusatzstoffen) enthaltenen Faktoren den Heilungsprozess erheblich. Sie vermehren die körpereigenen Selbstreparaturzellen, erhöhen die Produktion positiver anaboler Faktoren und hemmen die Produktion von Abbaufaktoren. Die modernen Schmiermittel für die Gelenke nutzen die körpereigene Heilungsfähigkeit, um die Biologie und Chemie verletzter und arthrotischer Gelenke zu verbessern. Patienten, die darauf ansprechen – und die meisten tun das – erfahren eine Linderung, die zwar unterschiedlich lang ist, aber oft im Bereich von 6-12 Monaten liegt. Diese Erleichterung ist oft so stark, dass die Operation verschoben wird – sicherlich bis nach einer großartigen Tiefschnee- oder Golfsaison.
Meine einzige wirkliche Sorge ist aber diese: Ermutige ich unsere Patienten, ihre Gelenke weiter zu zerstören – weil sie die Warnzeichen von Schmerzen und Schwellungen nicht mehr hören? Anders ausgedrückt: Schade ich, indem ich Gutes tue?
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